PFAS – ein globales Umweltproblem mit Normungsbedarf

Was haben Pfannen, Skiwachs und Feuerwehrlöschschaum gemeinsam? Sie alle enthalten per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Deren wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften machen sie für viele Industriezweige attraktiv, weshalb sie in nahezu allen Alltagsprodukten vorhanden sind.
Ihre hohe thermische und chemische Stabilität sorgt dafür, dass sie in der Umwelt kaum abgebaut werden – sie reichern sich kontinuierlich an und sind nahezu überall nachweisbar. PFAS-Verbindungen sind potenziell gefährlich, einige von ihnen stehen auf der REACH-Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHCs). Die Folge: gesundheitliche Risiken für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Das macht PFAS zu einer großen Herausforderung – nicht nur für Politik, Umwelt und das Gesundheitswesen, sondern auch für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Als sogenannte Ewigkeitschemikalien kontaminieren sie Materialströme und behindern Recyclingprozesse.
Wie gelingt der Weg in eine schadstofffreie Zukunft? Welche sind die derzeit größten Herausforderungen?
Diese Fragen standen im Zentrum der Veranstaltung „Analyse und Wege zu einer schadstofffreien Zukunft – PFAS im Fokus“ am 14. Mai 2025.
Die Koordinierungsstelle Umweltschutz bei DIN hat mit dieser Fachveranstaltung einen umfassenden Überblick über das Thema PFAS gegeben. Neben einem politischen und wissenschaftlichen Status quo stand auch die Rolle der Normung im Fokus.
Hier eine kleine Rückschau auf die spannenden Vorträge unserer Referenten:
- Prof. Dr. Thorsten Reemtsma vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung - (UFZ) eröffnete die Veranstaltung mit einer Einführung in die Thematik rund um PFAS und deren Umweltverhalten.
- Dr. Stefan Kacan vom Umweltbundesamt (UBA) beleuchtete die politische Dimension der UPFAS-Beschränkung – von der Idee bis zur Umsetzung.
- Prof. Dr. Markus Große-Ophoff von BUND e. V. ordnete die gesundheitlichen und ökologischen Risiken wissenschaftlich ein.
- Dr. Benedikt Hendan vom TÜV Süd gab praxisnahe Einblicke in die Herausforderungen der PFAS-Analytik und einen Überblick über den aktuellen Stand der Prüfnormen im Bereich der Verbrauchsprodukte und Umweltanalytik.
- Maximilian Nobis vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) rundete das Programm mit einer Bewertung von PFAS in Erzeugnissen wie Papier und Textilien ab.
Bei der Veranstaltung haben wir folgende wichtige Erkenntnisse über PFAS gewonnen:
- Langlebigkeit und Verbreitung: PFAS sind nicht nur wegen ihrer Toxizität gefährlich, sondern auch wegen ihrer extremen Langlebigkeit. Exposition und Wirkung sind durch das zeitverzögerte Auftreten der Effekte jedoch entkoppelt.
- Expositionsgefahr: Es gibt ein hohes Expositionspotential für Mensch und Tier: Futter- und Lebensmittel, Trinkwasser, aber auch eine breite Palette an Consumerprodukten enthalten PFAS und bergen ernsthafte gesundheitliche Risiken – sowohl für die aktuelle als auch für künftige Generationen.
- Vorkommen: PFAS reichern sich weltweit in Menschen, Tieren, Pflanzen und Böden an. Es gibt über 20 000 Orte mit extrem hohen Konzentrationen, beispielsweise in Produktionsstätten, Flughäfen oder Papier- und Klärschlämmen.
- Unwirksamkeit von Eliminierungsmethoden: Die Entsorgung von PFAS ist schwierig und teuer. Kläranlagen können PFAS beispielsweise nicht effektiv herausfiltern. UV/Ozon eliminieren PFAS ebenfalls nicht, sondern erhöhen sogar ihre Konzentration.
- Kennzeichnungsmangel: Es gibt bisher keine verpflichtende Kennzeichnung für die Verwendung von PFAS in Produkten wie Imprägniersprays.
- Regulierung und Nachweisprobleme: Eine umfassende Regulierung der PFAS ist notwendig, aber wegen der Vielzahl von über 10.000 verschiedenen Substanzen schwierig umzusetzen. Für die meisten dieser Verbindungen fehlen Referenzstandards, wodurch eine vollständige Überprüfung nicht möglich ist.
Mitgestalten und Normung stärken
Für eine schadstofffreie Zukunft und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft muss noch einiges getan werden: Derzeit sind über 10 000 bekannte PFAS-Verbindungen gelistet – für nur etwa 1 bis 5 % liegen Prüfnormen vor. Das erschwert sowohl die Regulierung als auch die Produktverantwortung innerhalb der Industrie. Es braucht eine Stärkung der Normung, damit PFAS künftig besser kontrolliert und idealerweise ersetzt werden können.
Sie möchten diesen Weg mitgestalten? Dann besuchen Sie den Normenausschuss Wasserwesen (NAW), den Normenausschuss Materialprüfung (NMP), Normenausschuss Holzwirtschaft und Möbel (NHM), oder den Normenausschuss Textil und Textilmaschinen (Textilnorm)