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Normung schafft Vertrauen
Drei Fragen an Prof. Stefan Winter

Normen sind die Grundlage für Sicherheit, Qualität und Innovation im Bauwesen. Doch wie entstehen sie eigentlich? Und warum lohnt sich die Mitwirkung? In diesem Interview gewährt Prof. Stefan Winter, langjähriger Fachexperte und Vorsitzender im DIN-Normenausschuss Bauwesen, Einblicke in die Arbeit der DIN-Ausschüsse.
Wie organisieren sich die Arbeitsausschüsse von DIN im Bauwesen?
Die Zusammenarbeit in den Arbeitsausschüssen bei DIN ist strukturiert, aber auch von einem offenen und konstruktiven Austausch geprägt. Die Mitglieder – Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft – treffen sich in der Regel mehrmals im Jahr, je nach Projektstand auch häufiger. Die Sitzungen finden sowohl in Präsenz als auch virtuell statt, was eine flexible Beteiligung möglich macht.
Zwischen den Sitzungen wird intensiv in Arbeitsgruppen oder über digitale Plattformen weitergearbeitet. Entwürfe, Kommentare und Abstimmungen werden transparent dokumentiert, sodass alle Beteiligten jederzeit den aktuellen Stand nachvollziehen können. Ziel ist es, gemeinsam tragfähige und praxisnahe Normen zu entwickeln, die den Anforderungen der Baupraxis gerecht werden.
In Normenausschüssen mitzuwirken ist erstmal ein Aufwand – warum lohnt es sich für die interessierten Kreise, Mitarbeitende in die Ausschüsse zu entsenden?
Ja, die Mitarbeit in Normenausschüssen erfordert Zeit und Engagement – aber sie ist eine Investition, die sich vielfach auszahlt. Unternehmen und Institutionen, die sich aktiv einbringen, gestalten die technischen Regeln ihrer Branche mit. Sie wissen, was in ihrem Fachbereich los ist, und können ihre Interessen gezielt einbringen.
Normungsmitarbeit ist eine Investition, die sich vielfach auszahlt
Darüber hinaus stärkt die Mitarbeit das fachliche Netzwerk und die Sichtbarkeit des eigenen Unternehmens. Für die entsendeten Mitarbeitenden bietet sie eine wertvolle Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung – fachlich wie strategisch.
Ich selbst kann mich nach 35 Jahren Normungsarbeit an keine Sitzung erinnern, in der ich nicht selbst etwas gelernt habe.
Warum sind Transparenz und eine breite Beteiligung an der Normenerstellung so wichtig?
Normen entfalten ihre Wirkung nur dann voll, wenn sie von der Praxis akzeptiert und angewendet werden. Es ist entscheidend, dass möglichst viele Perspektiven in den Normungsprozess einfließen – von der Industrie über die Forschung bis hin zu Behörden und Verbraucherorganisationen.
Normen entfalten ihre Wirkung nur dann voll, wenn sie von der Praxis akzeptiert und angewendet werden
Transparenz schafft Vertrauen: Normen entstehen in einem transparenten, klar geregelten Prozess, an dem sich jeder beteiligen kann. So werden sieausgewogen, nachvollziehbar und zukunftsfähig – und bieten damit einen echten Mehrwert für das Bauwesen und die Gesellschaft. Ohne gemeinschaftliche Regeln wäre das Bauen viel teurer bis unmöglich!
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