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2025-07-01

Baukosten senken und Bau-Turbo voranbringen

Welche Rolle spielen Normen?

Drei Personen schauen auf einen Bauplan auf einer Baustelle
© AdobeStock: Halfpoint

Bauprojekte werden immer teurer: Laut dem Statistischen Bundesamt Destatis stiegen die Preise allein für das Bauwerk eines Wohngebäudes im Zeitraum 2010 bis 2022 um 64 %. Dadurch wird bezahlbarer Wohnraum immer knapper – und Wohnen für viele Menschen zum Problem. Die Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) will etwas dagegen tun und setzt zum Beispiel auf serielles Bauen, um Kosten zu sparen. Mit dem „Bau-Turbo“ sollen außerdem sowohl die Planung als auch der Bau von Gebäuden schneller ablaufen. Es gibt weitere Möglichkeiten, Baukosten zu senken, indem gezielt an Kostentreibern wie langen Genehmigungsverfahren oder hohen Materialkosten gearbeitet wird. Auch Normen und Standards beeinflussen die Rechnung – doch in welchem Umfang? Und wo kann von ihnen abgewichen werden?

Wie Baunormen die Baukosten beeinflussen

Normen und Standards machen das Bauen sicher, schaffen Klarheit und sorgen dafür, dass alle Gewerke gut miteinander kommunizieren. Außerdem unterstützen Normen technischen Fortschritt und helfen, die gestiegenen Anforderungen an Gebäude effizient umzusetzen. Laut einer Civey-Umfrage im Auftrag von DIN halten sie 69 % der Bauexpertinnen und -experten für unverzichtbar.

Wenn – z. B. durch gestiegene technische Anforderungen – immer mehr Normen und Standards im Bauprozess beachtet werden müssen, kann sich das auf die Baukosten auswirken. Aber nicht jede Norm ist für jedes Bauprojekt zwingend notwendig. Um Kosten zu senken, kann es sich daher lohnen, einen Blick auf das Abweichen von Normen zu werfen.

Dieser Blick sollte allerdings aus verschiedenen Perspektiven erfolgen:

  • Welche Normen sind sicherheitsrelevant und an welcher Stelle kann auf Normen verzichtet werden?
  • Und wie groß ist die Kosteneinsparung auf der Gesamtrechnung am Ende wirklich? (Mehr dazu im Abschnitt „Hamburg-Standard“)

Wichtig ist: Neben Normen und Standards werden Baukosten noch von vielen weiteren, oft deutlich kostenintensiveren Faktoren beeinflusst. Auch Bauministerin Verena Hubertz betont in einem Bericht der ARD, dass man sich zur Baukosten-Senkung die komplette Lebensphase eines Gebäudes und der Kostentreiber anschauen müsse, anstatt nur „einen Knopf zu drücken“.

Möglichkeiten, um Baukosten zu senken

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Hamburg hat die „Initiative kostenreduziertes Bauen“ gestartet. Dazu erklärt Markus Brunner, stellvertretender Geschäftsführer des Normenausschusses Bauwesen bei DIN: „Der Hamburg-Standard liefert Zahlen dazu, mit welchen Maßnahmen wie viel Geld eingespart werden kann.“

Und das hilft: Insgesamt liegt das Sparpotenzial durch die „Initiative kostenreduziertes Bauen“ bei bis zu 2.000 Euro. Davon könnten durch den Hamburg-Standard rund 625 Euro durch Einsparungen im Bereich Baukonstruktion und Gebäudetechnik erreicht werden.

Im Zusammenhang mit DIN-Normen täten sich 202 Euro Sparpotenzial auf. Und durch tatsächliche Abweichungen von den Normen ließen sich laut Brunner 170 Euro einsparen, wovon 93 Euro allein auf den Bereich Barrierefreiheit entfielen.

„Insgesamt können die Quadratmeterkosten im Geschossbau beim Hamburg-Standard von derzeit 4.600 Euro durch das Abweichen von DIN-Normen also um 4 % gesenkt werden“, fasst Markus Brunner zusammen.

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Folgekostenabschätzung für Normen hilft gegen ungeplante Ausgaben

Im Januar 2025 hat DIN in einer gemeinsamen Initiative mit dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Folgekostenabschätzung eingeführt, um die Auswirkungen von Baunormen auf den Geschosswohnungsbau besser bewerten zu können.

Dabei analysieren Expertinnen und Experten während des gesamten Normungsprozesses, wie sich eine Norm auf die Kosten auswirken könnte.

Die Abschätzung hilft nicht nur, übermäßige Kosten im Bauprozess zu vermeiden – es lassen sich so gleichzeitig positive Effekte identifizieren, die Baukosten über den Lebenszyklus eines Gebäudes senken können.

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Vereinheitlichtes Bauordnungsrecht vereinfacht das Bauen

Jedes Bundesland regelt für sich, welche Anforderungen Gebäude erfüllen müssen, um sicher zu sein. Es gibt insgesamt 16 Bauordnungen mit ergänzenden Verwaltungsvorschriften, die sich zwar alle an der Musterbauordnung (MBO), bzw. der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (M VVTB) orientieren, aber sich trotzdem von Bundesland zu Bundesland in bestimmten Aspekten unterscheiden.  

Deshalb ist es das Ziel der Länder, das Bauordnungsrecht zu vereinfachen und so weit wie möglich anzugleichen.

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Bau-Turbo dank beschleunigter Genehmigungsverfahren

Nach der Einreichung eines Bauantrags wird geprüft, ob das Bauprojekt den rechtlichen Vorgaben entspricht. Dieser Prozess kann sich ziehen und bremst den Bau-Turbo aus: Ein Bericht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e. V. zeigt, dass Planungs- und Genehmigungsverfahren im Schnitt ein halbes Jahr zu lange dauern.

Das verursacht nicht nur Wartezeiten: Wenn zum Beispiel  Umweltdaten im Zuge eines jahrelangen Genehmigungsprozesses veralten und neu erhoben werden müssen, fallen vermeidbare Extrakosten an.

Schnellere Genehmigungsverfahren – etwa durch digitale Bauanträge oder standardisierte Vorschriften – können dabei helfen, Prozesse zu beschleunigen und Baukosten zu senken.

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Bauland ist knapp und begehrt – entsprechend hoch sind die Kosten für verfügbare Grundstücke. Deshalb arbeitet das Bundesministerium auch am Thema Erbpacht bzw. Erbbaurecht.  

Dabei wird – anstatt des Grundstücks selbst – das Recht erworben, auf diesem Grundstück zu bauen. Anstatt des gesamten Grundstückspreises muss also nur eine monatliche Rate gezahlt werden, wodurch die Gesamtbaukosten sinken.  

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Beim seriellen Bauen werden Bauteile wie Gebäudewände nicht direkt auf der Baustelle errichtet, sondern vorab in einer Fabrik mehrfach produziert.

„Vor Ort werden diese Module nach dem ‚Lego-Prinzip‘ aufeinandergestapelt und miteinander verbunden. So können Planung- und Herstellungsprozesse vereinfacht und auch Kosten gespart werden“, erklärt ein Bericht der Initiative Serielles Bauen der Deutschen Wohnungswirtschaft

Normen und Standards sind auch beim seriellen Bauen wichtig: Sie sorgen dafür, dass Schnittstellen reibungslos funktionieren und die Gebäude den nötigen Sicherheitsstandards entsprechen. 

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Über 50 % der Bauexpertinnen und -experten gaben in einer Civey-Umfrage im Auftrag von DIN die Materialkosten als relevantesten Faktor im Hinblick auf die gestiegenen Baukosten an. 

Um sie zu senken, braucht es eine besonders effiziente Planung. Mit den neuen Bemessungsnormen für Bauwerke, den Eurocodes der zweiten Generation, lassen Materialeigenschaften besser ausnutzen, und dadurch den Materialverbrauch senken.  

Die Weiterentwicklung von Normen und Standards sorgt dafür, dass Baustoffe so effizient wie möglich eingesetzt werden können.  

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Der Bau-Turbo nützt wenig, wenn das Personal fehlt, um die Gebäude zu errichten und Bauprojekte zu steuern. 

Laut Fachkräfte-Barometer der KfW-Bank (2024) sahen sich im Bauhauptgewerbe 26,7 % der Unternehmen durch fehlende Fachkräfte in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt.  

Der Mangel an Fachkräften kann zu Terminverschiebungen und Verzögerungen führen, nicht nur auf der Baustelle, sondern auch bei den Behörden.  

Beschleunigte Genehmigungsverfahren und serielles Bauen können beispielsweise dazu beitragen, dass Personal gezielter eingesetzt werden kann und der Einsatz auf Baustellen schneller abläuft.  

Senkung von Baukosten vor allem durch ganzheitliche Betrachtung möglich 

Das Hinterfragen und Abweichen von bestimmten Baunormen kann dabei helfen, Baukosten zu senken. Doch entscheidend ist die Gesamtperspektive: Von Kostenanalysen über die Materialplanung bis hin zu Personaleinsatz und Genehmigungsverfahren wirken viele Faktoren zusammen. DIN-Normen bleiben dabei wichtig – nicht zuletzt, weil sie dabei helfen, kostensenkende Maßnahmen wie serielle und modulare Bauweisen umzusetzen. 

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